
Indem wir uns nun auf die zweite Seite der Gedankenschule begeben haben, sozusagen im 2. Semester angekommen sind oder Band II des Lehrbuches aufgeschlagen haben, können wir gleichzeitig feststellen, dass wir nun schon einen großen Teil des theoretischen Grundgerüstes kennengelernt haben. Ich hoffe, es wird Ihnen immer leichter fallen, damit umzugehen. Wer aus irgendwelchen Gründen (Suchmaschine z.B.) direkt auf dieser Seite gelandet ist, kommt zur ersten Seite,
indem sie oder er hier klickt/tippt. Zwei Übungen und eine Praxisanwendung haben wir schon im Programm.

Sicherlich ist Ihre Bemerkkraft inzwischen gut durchtrainiert, denn ohne sie läuft nicht viel (Übung I). Gleichzeitig ist Ihre Aufmerksamkeit für die Ausdehnung durch Übung II besser geworden. Außerdem duschen Sie inzwischen viel genüsslicher - oder? Auf jeden Fall ist Ihnen deutlich geworden, dass wir unseren Genuss oft vertrödeln, indem wir an irgendetwas anderes denken.
Ach ja: Für die Lektüre am PC oder Laptop, also mit großem Monitor, bietet sich auch hier die Ansicht mit der Inhaltsübersicht im Seitenframe an, welche sich für Smartphone- und Tabletnutzer nach wie vor nicht eignet, da sich der Frame mit hochschiebt und die Seite dennoch schmaler wird.
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Ein neues Ziel der Gedankenschulung hat sich am Schluss der ersten Seite herauskristallisiert, welches auf dem GSZ-Diagramm noch nicht abbgebildet war. Da wir die Entfesselungskraft als ausreichend erkannt haben, können wir sie also gegen die Refutation austauschen.

Sicherlich warten Sie alle schon auf die nächsten Übungen. Aber ohne den theoretischen Unterbau und ohne sich klar zu machen, was so alles im Kopf passiert, kann man die Übungen weder gezielt entwickeln noch vernünftig durchführen, zumal alles, was bisher an Theorie erstellt wurde, die Rangelei in unseren Köpfen aufs Äußerste schematisiert und zunächst auf ganz wenige, bennenbare Einheiten zusammengestrichen wurde. Bevor wir uns auch nur in Ansätzen der Verquickung einiger Phänomene zuwenden können, müssen wir uns auf diesem Wege weiterbewegen. Die nächsten Übungen dienen daher auch zunächst einmal der Aufmerksamkeitsschulung. Die Bemerkkraft wurde alleine dadurch, dass Sie auf sie aufmerksam wurden, schon tüchtig trainiert. So leicht ist es mit den anderen osmotischen Kräften und Widerständen sowie der Refutation leider nicht. Die Ausdehnung als osmotischer Widerstand ist ja durch Übung II nun auch schon mit Aufmerksamkeit bedacht worden. Bitte machen Sie diese beiden Übungen stets weiter! Die Übungen III/A-C werden sich nun mit der Aufmerksamkeit auf die dringliche Kraft befassen:
Übung III/A = Wahrnehmung des unerwünschten Gedankenflusses. In Übung II sollten Sie ja gewahr werden, wie lange ein vom wählenden Willen gewünschter Gedankenfluss im Kopf bleibt. Nun sollen Sie an der Stelle, an welcher Sie sich mit Hilfe der Bemerkkraft skrutar bewusst geworden sind, dass die Ausdehnung unterbrochen wurde = der gewünschte Gedankenfluss gar nicht mehr "da" ist, den Gedankenfluss "anschauen", welcher mit seiner dringlichen Kraft den gewünschten Gedankenfluss ins Unbewusste verdrängt und damit die Ausdehnung gestoppt hat. In diesem Moment werden Sie sich des störenden Gedankenflusses (und damit seines vom Gegenereignis bestimmten Gedankeninhalts) skrutar bewusst, wodurch der wählende Wille mit Hilfe der Entfesselungskraft befreit wird, welche zudem den störenden Gedankenfluss wieder ins Unbewusste befördert. Die Übung III/A besteht nun daraus, nicht wieder auf den vom wählenden Willen urspünglich gewählten Gedankenfluss zurückzukehren, sondern sich 1. skrutar bewusst zu machen, was in Ihrem Kopf vorgegangen ist (was Sie ja bei Übung II im Prinzip auch machen) und dann 2. den störenden Gedankenfluss auf die skrutar bewusste Ebene zu holen. Diese Übung können Sie zunächst für sich alleine ausführen, aber bitte nicht während der Praxisanwendung PX1, da sonst hierbei der Genuss durch die Übung III vereitelt würde.
Übung III/B = Untersuchung des unerwünschten Gedankenflusses. Nun untersuchen Sie diesen Gedankenfluss skrutar bewusst auf seinen Inhalt hin und prüfen, ob Sie ihm mit guter, mäßiger oder nur schwacher Refutation begegnen können. Dafür stellen Sie sich Fragen wie z.B.: "Ist das jetzt wirklich so wichtig?", "Habe ich das nicht schon zu Ende durchdacht gehabt?", "Kann ich das nicht auch später bedenken?" etc.
Übung III/C = Konfrontation mit dem unfreien Willen. Fragen, wie ich sie gerade exemplarisch gestellt habe, sind für den unfreien Willen sehr unangenehm. Sie sind der erste Schritt zur wirksamen Refutation, sie eröffnen den Sinn für ein Sichklarmachen, ob sich mein freier Wille wirklich mit der dringlichen Kraft dieses unerwünschten Gedankenflusses fesseln lassen muss, ob nicht Möglichkeiten zur Refutation da sind. Und mit dem Stellen dieser Fragen, kann es passieren, dass dem unfreien Willen schon "kalt" wird. Sie erinnern sich sofort an die Beispiele auf der ersten Seite. Selbst wenn der unfreie Wille sich souverän muskelzeigend im sportlichen Shirt vor Ihnen aufgebaut hat, so bringen ihn diese Fragen - wenn denn das Gegenereignis doch nicht so berauschend ist, wie er vorgibt - schon etwas zum frösteln. Der Griff zum wärmenden Sweatshirt - um wieder einmal auf unsere Pullover-Metapher zurückzugreifen - liegt nahe. Und schon hat unsere Refutation eine viel bessere Möglichkeit zuzupacken! Die Übung III/C besteht nun einfach daraus, und das können Sie jederzeit auch unabhängig von den Übungen III/A+B machen, sich Fragen auszudenken, die Sie dem unfreien Willen bezüglich eines von ihm eingeschmuggelten Gedankenflusses stellen könnten. Einige Beispiele hatte ich genannt, wenn Sie einfach mal überlegen, worüber man so nachdenkt, dann können Sie zu dem, was Ihnen einfällt, jederzeit eine solche Frage formulieren, womit sie mitten in der Übung III/C wären.

Wir schauen uns nun das passende Konszientogramm an: Bei Ziffer 1 steigen wir ein. Sie denken an irgendetwas, ohne sich dessen skrutar bewusst zu sein. Bei Ziffer 2 bewirkt die dringliche Kraft einen Tausch der Gedankenflüsse, so dass plötzlich ein unerwünschter Gedankenfluss imperzept bewusst wird. Bei Ziffer 3 wird Ihnen dieses skrutar bewusst, wodurch die Entfesselungskraft aktiviert werden kann, so dass der unerwünschte Gedankenfluss wieder unbewusst wird (Ziffer 4). Für einen Moment ist nur Ihr Denken skrutar bewusst, weil Sie ja eine Übung der Gedankenschule machen; der Erfolg der Übung ist nun bei Ziffer 5 zu erkennen: Sie holen sich den unerwünschten Gedankenfluss ins skrutare Bewusstsein und lassen den ursprünglich gewählten im Unbewussten. Sobald dies geschieht, wird zwar das Denken wieder imperzept bewusst (6), aber Sie praktizieren Übung III skrutar bewusst, indem Sie sich nun den Gedankeninhalt des vorher unerwünschten, jetzt für die Übung vom wählenden Willen bewusst gemachten Gedankenflusses genauer anschauen. Dabei prüfen Sie Ihre Refutationsmöglichkeit (III/B) und wenden die Fragen aus Übung III/C auf diesen Gedankenfluss an, was durch den Pfeil bei Ziffer 7 angedeutet wird.
Wie so oft ergeben sich aus dem vorher geschriebenen wieder neue Fragestellungen. Für die Übung III/C gibt es nämlich eine ganz wichtige Vorgabe in der Gedankenschule; haben Sie sich einige Fragen ausgedacht, die den unfreien Willen frösteln machen? Ein wichtiger Grundsatz, der fast schon von vorneherein verhindert, dass er "nur im T-Shirt" vor Ihnen steht, also von der Refutation nur schlecht in den Griff zu bekommen ist, ist folgender: unmittelbar kann das Denken NICHTS, wirklich gar nichts bewirken! All die Fragen, die wir uns ausgedacht haben, sind nicht so überzeugend wie dieser Satz. Wenn Sie dem unfreien Willen diese Einsicht an den Kopf werfen, dann wird es für ihn winterlich. Selbt wer an Telekinese glaubt, erreicht damit für unsere Zwecke nicht viel. Mittelbar ist durch Nachdenken, Planen, Berechnen usf. sicherlich viel zu erreichen. Aber die Gedankenflüsse, welche wir hier in der Gedankenschule betrachten und um deren Willen Sie sich hier aufhalten, sind doch schnell entlarvt als nichts bewirkend. Beispiel:

Sie geben eine Gartenparty. Um 16:00 Uhr sollen die ersten Gäste kommen, der Wetterbericht hat Regenmöglichkeit angesagt, bis auf ein kleines Zelt gibt es keinen Regenschutz. Alle Stehtische im Freien, höchstens 20% der Gäste hätten einen Unterstand. Im Haus gäbe es ein Chaos, wenn alle Leute reinkommen müssten. Um 13:00 Uhr wird der Himmel dunkler und Sie denken: "Kein Regen! Hoffentlich regnet es nicht! Und was, wenn doch? Oh, die Wolken werden schon dunkler! Vielleicht verziehen sie sich ja wieder!?! Aber wenn nicht, dann fällt alles ins Wasser! Kann es nicht bis morgen früh trocken bleiben? ....." Kennen Sie das? Und? Welche Auswirkung haben diese Gedanken auf das Wetter? Null! Ich möchte die gewünschte Auswirkung den "Gedankeneffekt" nennen. Wenn Sie über einer Bastelarbeit sitzen und überlegen, wie die Teile zusammengehören, dann wird dieses Nachdenken möglicherweise den gewünschten (aber nur mittelbaren - denn die Teile setzen sich durch Ihre Denkkraft nicht von selber zusammen) Effekt haben. Im Beispiel mit der Gartenparty dürften die Wolken aber völlig unbeeindruckt von Ihrem Gedankenfluss bleiben. Der einzige unmittelbare Effekt wird sein, dass Sie sich die ganze Zeit "einen Kopf machen", weil es womöglich regnen könnte; hierfür nutzen wir ja schon die Bezeichung "störender Gedankenfluss", wir wollen den Begriff "Effekt" dafür nicht verwenden. Das ist nun auch ein schönes Thema für die nächste Übung.
Übung IV = Gedankeneffekt überpüfen. Prüfen Sie bei jedem Gedankenfluss - erwünscht oder unerwünscht -, ob ihm ein Effekt - sei er mittelbar (Rechenaufgabe, Bastelarbeit und dergleichen) oder unmittelbar (z.B. den Regen verhindern) - innewohnt.
Wer genau hingesehen hat, wir im Konszientogramm zur Übung III bemerkt haben, dass wir die Farblinienkonstellation zwischen den Ziffern 1 und 2 noch gar nicht näher betrachtet haben. Können Sie sich denken, was hier dargestellt ist? Es ist die "sinnhafte Beschäftigung", von der ziemlich weit am Anfang der Gedankenschule schon die Rede war. Sie ist die unterste Stufe dessen, was der wählende Wille bevorzugt. Betrachten wir sie zunächst auch explizit; über die Verquickungen wird später zu reden sein. Der Idealfall sieht so aus:

Ein vom wählenden Willen gern gesehener Gedankenfluss hält sich über längere Zeit im imperzepten Bewusstsein auf. Es ergibt sich zwar kein Genuss, aber dennoch haben Sie sinnvolle Gedanken, eine sinnhafte Beschäftigung ihrer Gedanken. Dieses geht oft einher mit einer sinnvollen Tätigkeit, die von den Gedanken begleitet wird. Beim Zeitunglesen, Fernsehen, Basteln usf., also bei allem, was Sie bewusst als Tätigkeit ausgewählt haben, was aber aufgrund der zu geringen Qualitätsstärke noch nicht zum Genuss führt (wir grenzen es hier zunächst scharf voneinander ab; wie gesagt, werden die Verquickungen noch zu behandeln sein). Das Denken ist, wie Sie im Konszientogramm sehen, auch imperzept bewusst. Wenn auch die Gedankenschule dazu führen soll, dass wir vermehrt genießen, so ist auch der Zustand der sinnhaften Beschäftigung schulungswürdig. Sie wären nicht hier, wenn Ihnen beim Anblick des Konszientogramms nicht aufgefallen wäre, dass wir so ungestört leider auch die sinnhafte Beschäftigung in unserem Alltag nicht vorfinden. Ähnlich wie auf den schlichten Genuss wirkt auch hier die dringliche Kraft des unfreien Willens, dessen Gedankenfluss in diesem Konszientogramm so souverän im Unbewussten gehalten werden konnte, auf die Ausdehnung der sinnhaften Tätigkeit. Wir müssen außerdem bedenken, dass die Bemerkkraft beim schlichten Genuss von der Qualitätsstärke des Ereignisses gestärkt wird. Da wir aber bei der sinnhaften Beschäftigung nur ein Ereignis von schwächerer Qualität als Grundlage unseres Gedankenflusses vorliegen haben, könnte die Bemerkkraft hier vielleicht auch nicht so präsent sein. Wenn nun also die dringliche Kraft einen Tausch des Gedankenflusses bewirkt und die Bemerkkraft dessen nicht gewahr wird, dann bleibt vom dringlichen Widerstand gespeist ein sinnloser Gedankenfluss für längere Zeit im imperzepten Bewusstsein: eine sinnlose Zeitverschwendung. Diese letzten Worte verdeutlichen uns noch einmal, dass ein vom unfreien Willen eingeschleuster Gedankenfluss eigentlich immer unnötigen Lebenszeitverbrauch mit sich bringt (zuzüglich zur Genussvereitelung in den weiter oben behandelten Fällen des schlichten und des besonderen Genusses). Ein Grund mehr, in der Gedankenschule am Ball zu bleiben. Schauen wir uns also das Konszientogramm der sinnlosen Zeitverschendung an, bevor wir uns passend dazu wieder dem unfreien Willen und seinem Gehabe zuwenden.

Übung I wird Sie sicherlich inzwischen vor diesem Zustand bewahren. Sie sehen, dass wir also in der Behandlung der osmotischen Kräfte und vor allem der Refutation zwischen dem Genuss und der sinnhaften Beschäftigung keinen großen Unterschied zu machen brauchen: der dringlichen Kraft muss etwas entgegengesetzt und der dringliche Widerstand geschwächt werden. Ich möchte noch einmal verdeutlichen: da wir in der Gedankenschule die Gründe, warum der unfreie Wille nun gerade diesen und jenen Gedankenfluss mit so dringlicher Kraft ins Bewusstseint drücken will, kaum tiefergehend erforschen können - dazu bedarf es der psychologischen oder psychoanalytischen Zugangsweisen -, stellen wir uns die dringliche Kraft als in ihrer Stärke nicht beeinflussbar vor. Wir können ihr lediglich mit der Refutation begegnen, wodurch ihre Stärke nicht direkt abnimmt, vielleicht sogar durch Provokation noch etwas anzieht, wir sie aber dennoch nicht untätig auf uns eindringen lassen.

Das gewünschte Ergebnis ist, dass der unfreie Wille durch unsere Refutation den dringlichen Widerstand mehr und mehr aufgibt, weil die Refutation ihm quasi "den Spaß verdirbt". Das Ziel GSZ-DK, also die Verminderung der dringlichen Kraft ist demnach ein utopisches. Die Schwächung des dringlichen Widerstandes (GSZ-DW) durch die Refutation soll irgendwann und irgendwie dazu führen, dass der unfreie Wille "keine Lust mehr hat", uns mit seiner dringlichen Kraft "zu belästigen". Unsere Beispiele mit den Pullovern können dies am besten verdeutlichen. Mit deutlich sichtbarer dringlicher Kraft geht es mir im Bild rechts an den Kragen (rot). Wenn ich den unfreien Willen durch die Fragen aus Übung III/C schon soweit gebracht habe, dass er sich warm anziehen musste (grauer Pulli) und meine Refutation dadurch eine verbesserte Zugriffsmöglichkeit (vorne am Pullover und zusätzlich am Rollkragen) bekommen hat, welche ich, wie im Bild gut zu erkennen, auch nutze, dann vergeht dem unfreien Willen langsam die Lust, mit dringlicher Kraft an meinem Pullover zu ziehen. Ist Ihnen aufgefallen, wie halbherzig die linke Hand nur noch mit zwei Fingern den roten Pullover gepackt hält? Die dringliche Kraft wäre schon noch da, aber der dringliche Widerstand, die "Motivation" nimmt ab.

Vielmehr "Freude" macht es dem unfreien Willen doch, wenn der wählende Wille gefesselt ist und ihm somit keine Möglichkeit zur Refutation gegeben ist, wiewohl wir durch die Übung III/C und das Kennen der Gleichung "Gedankeneffekt = 0" um das Trügerische seiner Kraft wissen, er sich also schon warm anziehen muss (grauer Pulli auch im Bild links erkennbar). Aber die Situation im Bild links sollte durch Übung I inzwischen die Ausnahme sein, weshalb wir im Folgenden unsere Aufmerksamkeit hauptsächlich auf die Refutation richten werden, damit dem unfreien Willen die Hitze vergeht.
Übung V = Klarmachen der Gendankeneffekt-Gleichung. Eine einfache aber wichtige Übung ist, sich immer wieder zu verdeutlichen, dass unser Denken keine unmittelbaren Auswirkungen auf irgendein Geschehen auf der Welt hat. Probieren Sie es ganz handfest aus: ändern Sie das Wetter durch Ihre Gedanken. Lassen Sie nur durch Denken den Berg Abwasch auf der Spüle verschwinden. Zaubern Sie Ihren Schnupfen durch Gedanken weg. Wie gesagt ist nicht die Rede von mittelbaren Auswirkungen z.B. der Entscheidung einen Regenschirm mitzunehmen, des Entschlusses, den Abwasch jetzt nicht mehr aufzuschieben, oder dem Vorhaben, die Abwehrkräfte durch einen Spaziergang zu stärken.
Liebe Gedankenschülerinnen und Gedankenschüler! Ich glaube so darf ich Sie inzwischen nennen, da Sie bis hierher noch nicht geschmissen haben. Wir haben herausgefunden, worauf es sich lohnt Acht zu geben: eine sensible Bemerkkraft ist eigentlich die Grundvoraussetzung, um überhaupt etwas zu erreichen in der Gedankenschule. Das Aufspüren der Ausdehnung und des dringlichen Widerstandes als zwei Größen, die es zu bearbeiten gilt, ist ein weiterer Teil des Lernpensums. Die Entfesselungskraft scheint nicht das Problem zu sein und die dringliche Kraft entzieht sich, was ihre Stärke angeht, größtenteils unserem Zugriff. Wir müssen lernen, dem unfreien Willen Kontra zu bieten! Das geht nur mit deutlicher Refutation. Diese haben wir in Übung III schon zu stärken begonnen. Auch Übung IV diente dazu. Daher werden wir nun die dazugehörigen Überlegungen vertiefen: Wir können von hinten beginnen und zunächst eine gute Möglichkeit für die Refutation annehmen. Das Gegenereignis, aus welchem der unfreie Wille seine dringliche Kraft speist, wäre dabei nur schwach, so dass wir ihm mit starker Refutation begegnen können wie im Foto oben rechts. Ein alltägliches Beispiel: Sie lesen die Zeitung = sinnhafte Beschäftigung. Immer wieder tritt ein störender Gedankenfluss auf, der Ihnen vorwirft: "Du hast die Spülmaschine noch nicht ausgeräumt, das wolltest Du eigentlich vor dem Zeitunglesen gemacht haben!" Zwischen jedem Absatz, bei jedem Umblättern der Zeitung bekommen sie das zu "hören" und zwar nicht von Ihrem Partner oder der Schwiegermutter, nein, vom unfreien Willen, der sich daran zu ergötzen scheint, Ihnen die sinnhafte Beschäftiung zu stören. Wir können hier auf den Begriff "Gewissen" verzichten, ganz gleich ob es eine Rolle spielt, da uns nur der Gedankefluss und seine dringliche Kraft interessiert. Als Gedankenschüler/in wissen Sie natürlich, was jetzt vonnöten ist! Damit Sie nicht erst, nachdem Sie die Zeitung durchgelesen haben, feststellen: "Jetzt habe ich während der gesamten Lektüre immerzu an die blöde Spülmaschine denken müssen!", sollte Ihre Bemerkkraft schon beim ersten oder zweiten Mal den störenden Gedankenfluss beobachtet haben. So etwas wie das Ausräumen der Spülmaschine ist natürlich nicht gerade das schwerste Geschütz, welches der unfreie Wille ins Feld führen kann. Wie in Übung III machen Sie sich den Gedankenfluss skrutar bewusst, erkennen die gute Möglichekeit für die Refutation und setzen dieselbe ein, indem Sie feststellen: "Diese Gedanken an die Spülmaschine sind völlig überflüssig, weil dadurch das Geschirr auch nicht von alleine in die Schränke springt. Ich beschließe jetzt, die Zeitung zu lesen und nicht die Spülmaschine auszuräumen. Wenn ich mit der Zeitung fertig bin, werde ich dabei gehen. Punkt!" oder etwas in der Art. Jede und jeder muss natürlich die Refutation nach ihrem oder seinem eigenen Naturell nutzen. Was genau der Gedankeninhalt bei Ihnen sein könnte, müssen Sie selber bestimmen. Die grobe Richtung, wie wir dem unfreien Willen Paroli bieten könnten, sollte hiermit aber angedeutet werden. Natürlich können Sie auch das Gegenereignis abstellen, indem Sie die Zeitung weglegen und doch erst noch die Arbeit machen, aber das wäre für unsere Gedankenschulung wirkungslos.
Sie alle wissen aber, und das dürfte ein ausschlaggebender Grund gewesen sein, die Gedankenschule zu besuchen, dass der unfreie Wille oft mit scheinbar mächtigeren Gegenereignissen aufwarten kann.
Die Erfahrung lehrt uns, dass zu seinen besten Fesseltricks das "Hättewärewenn" gehört, und ich schreibe es extra groß und in einem Wort, um deutlich zu machen, dass er es wie Handschellen benutzt, um den wählenden Willen, der dadurch ein gefesselter Wille ist, an der Refutation zu hindern (vgl. das Bild oben links). Der Schlüssel zu diesen Handschellen ist wiederum die Bemerkkraft, aber der unfreie Wille ist fix. Wenn wir die Refutation nicht schnellstens gezielt einsetzen können, sind uns schnell wieder "die Hände gebunden". Der unfreie Wille ist zudem auch noch schlecht zu packen, wenn er im frech bedruckten T-Shirt vor uns steht wie im Bild links.
Doch bevor wir uns seine Gegegereignisse genauer ansehen, verbessern wir unsere Refutationsmöglichkeit mit der Praxisanwendung PX2, dem Abschmettern des Hättewärewenns. In dieser Praxisanwendung kümmern wir uns überhaupt nicht um den Inhalt des unerwünschten Gedankenflusses, also um das Gegenereignis; sobald auch nur eines der drei Worte hätte, wäre oder wenn "erklingt", sagen, rufen oder singen Sie laut oder innerlich nur einfach: "Hättewärewenn!" Den "Nulleffekt" des Denkens haben wir uns schon in Übung V vergegenwärtigt. Das Hättewärewenn setzt dieser Null noch die Krone auf, da sich alle drei Wörter auf etwas in der Vergangenheit beziehen. Ich brauche hier in der Gedankenschule eigentlich keine Beispielsätze bringen, da Ihre Gehirne nur so übersprudeln von Hättewärewenns. "Wäre ich doch bloß langsamer gefahren, dann hätten sie mich nicht geblitzt!", "Wenn ich doch nur besser aufgepasst hätte, dann wäre ich nicht gestolpert!" und so tausendfach weiter. Und da unser Denken sowieso nichts ausrichtet, dürfte klar sein, dass wir irgendetwas, das in der Vergangenheit passiert ist, schon gar nicht durch unser Denken mehr rückgängig machen können. Was einmal passiert ist, läßt sich durch gar nichts mehr rückgängig machen. Vielleicht die Folgen, darüber ließe sich sicher auch sinnhaft nachdenken. Aber ein Hättewärewenn ist immer sinnlos. Daher brauchen Sie beim Hättewärewenn auch die Übung III/C gar nicht mehr anwenden, wenn Sie bei Übung III/B das Hättewärewenn dingfest gemacht haben. Sie gehen hier direkt zu PX2 über, und mit dem Ausruf "Hättewärewenn" sollte eigentlich das Thema des Gegenereignisses erledigt sein. Der Übung halber können Sie natürlich auch hier noch mit Übung III/C etwas genauer prüfen, was dieser Hättewärewenn-Gedankenfluss denn zum Inhalt hatte. Aber machen Sie die PX2 auch öfter mal ohne ein genaueres Hinsehen, denn es geht uns um die Refutation. Glauben Sie mir:

wenn Sie das Hättewärewenn dem unfreien Willen immer wie in PX2 an den Kopf werfen, ganz kommentarlos, dann weiß er, dass Sie seinen Trick durchschaut haben. Die oft lächerlichsten Gegenereignisse (dazu kommen wir weiter unten) motzt er mit dem Hättewärewenn so auf, dass wir regelmäßig darauf reinfallen (mit der Gedankenschulung sicherlich nicht mehr so oft!). Durch die stetige Anwendung von PX2 wird sein Hättewärewenn-T-Shirt bald in die Kleidersammlung wandern können. Aus Erfahrung wissen wir zwar, dass der Stärke seiner dringlichen Kraft damit nicht beizukommen ist (dies zu erklären, ist wiederum nicht Sache der Gedankenschule), aber er wird sich wohl ein Sweatshirt anziehen, was unserer Refutation zugute kommt, wenn auch das Sweatshirt (wie im Bild rechts) mit dem gleichen Aufdruck ver (un-)ziert ist wie das T-Shirt.
So wie das Hättewärewenn vom unfreien Willen für Gegenereignisse in der Vergangenheit genutzt wird, hat er auch für Zukünftiges ein Trick-Wort: "Hoffentlich!" Die Gegenereignisse, welche das hoffentlich meint, sind zwar bisweilen auch in der Vergangenheit anzusiedeln, aber das Gewahrwerden liegt in der Zukunft. Insofern sind sogar zwei Aspekte vorhanden, auf die das Denken nicht den geringsten Einfluss hat: "Hoffentlich hat Peter den Schlüssel unter die Fußmatte gelegt!" Etwas sinnloseres kann man bei genauer Betrachtung kaum denken; aber wiederum bei genauer Betrachtung wimmelt es in unserem Kopf von derlei Gedankenflüssen, um nicht zu sagen: Abwasserkanälen. Weder auf die Ausführung durch Peter hat unser Denken im Hoffentlich-Satz irgendeine Auswirkung, noch können wir dadurch früher gewahr werden, ob die Ausführung geschehen ist. Sich zu entschließen, Peter fernmündlich oder fernschriftlich daran zu erinnern oder ihn zu fragen, ob er es gemacht hat, ist etwas ganz anderes.

Es geht hier um den überflüssigen Hoffentlich-Satz, der vom unfreien Willen sehr gerne mit dringlicher Kraft ausgestattet zum störenden Gedankenfluss gemacht wird. Die Praxisanwendung PX2 hat also die Variante, anstatt "Hättewärewenn" in diesem Falle "Hoffentlich, hoffentlich" zu sagen, rufen oder singen, gerne auch stimmhaft geflüstert oder sogar laut vernehmbar (wenn keiner dadurch verwirrt wird), denn so ist es mit T-Shirt-Wetter für den unfreien Willen sofort vorbei, die Refutation hat nicht mehr so schlechte Möglichkeit.
Mit mäßiger Refutation sind wir schon recht gut im Rennen. Ich hatte vorgeschlagen, dass wir uns nun um die Gegenereignisse kümmern wollen, die der dringlichen Kraft als Energiequelle dienen. Hierzu müssen wir uns den Gedankenfluss des unfreien Willens aus der Nähe anschauen, wozu Übung III/C gut geeignet ist. Ich sprach von der Lächerlichkeit des Gegenereignisses in vielen Fällen. Und in der Tat lassen wir uns vom unfreien Willen täuschen. In Übung III/C haben Sie ja inzwischen versucht, den störenden Gedankenfluss zu analysieren. Hier setzen wir wieder an, um eine Übung VI daraus zu machen: Übung VI = Lächerlichkeit bemerken. Wenn Sie bei einem unerwünschten Gedankenfluss feststellen, dass das die dringliche Kraft speisende Gegenereignis eigentlich gar nicht der Rede wert ist, dann sagen sie sich laut oder innerlich aber deutlich: "Das ist doch wohl lächerlich, dieses .....!" oder "Völlig lächerlich, über dieses ...... überhaupt eine Sekunde nachzudenken!" oder dergleichen. Nennen Sie dabei den Gedankeninhalt bzw. das Gegenereignis, damit stärken Sie die Refutation erheblich und haben den Pulli des unfreien Willens fest im Griff, womöglich muss er sich sogar noch wärmer anziehen wegen Ihres überzeugten Auftretens und zu einem Rollkragenpullover greifen, wodurch eine gute Refutation zustande käme. Probieren Sie es mit dieser Übung VI, wenn nach etwas eingehender Prüfung kaum ein Zweifel mehr daran bestehen kann, dass das Gegenereignis wirklich in keinem Verhältnis zum vom unfreien Willen demselben beigemessenen dringlichen Widerstand steht.
An dieser Stelle soll nun auch mal jemand anders zu Wort kommen. Arthur Schopenhauer schreibt in seinen "Aphorismen zur Lebensweisheit" in Kapitel V, Absatz A. 12): Hierher gehört auch, daß die kleinste Widerwärtigkeit, sei sie von Menschen oder Dingen ausgegangen, durch fortgesetztes Brüten darüber und Ausmalen mit grellen Farben und nach vergrößertem Maaßstabe, zu einem Ungerheuer anschwellen kann, darüber man außer sich geräth. Alles Unangenehme soll man vielmehr höchst prosaisch und nüchtern auffassen, damit man es möchlichst leicht nehmen könne. Wie kleine Gegenstände, dem Auge nahe gehalten, unser Gesichtsfeld beschränkend, die Welt verdecken, - so werden oft die Menschen und Dinge unserer nächsten Umgebung, so höchst unbedeutend und gleichgültig sie auch seien, unsere Aufmerksamkeit über die Gebühr beschäftigen, dazu noch auf unerfreuliche Weise, und werden wichtige Gedanken und Angelegenheiten verdrängen. Dem soll man entgegenarbeiten.
Dieses ist also ein schon lange bekannter, sich im menschlichen Gehirn abspielender Sachverhalt, und nichts anderes als dem entgegenzuarbeiten versuchen wir in der Gedankenschule. Mit der Bemerkkraft wird uns das von Schopenhauer so eindrucksvoll beschriebene ja nun auch inzwischen skrutar bewusst, wenn sich so ein Bandwurm in unserem Gehirn einschleicht. Nicht von ungefähr sind sich die Ausdrücke "Noematologie" = Lehre vom Gedankenfluss und "Nematologie" = wissenschaftliche Beschäftigung mit den Fadenwürmern bis auf den einen Buchstaben "o" so zum Verwechseln ähnlich. Wie ein Spulwurm zieht sich oft der unerwünschte Gedankenfluss durch unser Denken. Einige die Refutation fördernde Werkzeuge haben Sie inzwischen in Gebrauch, jetzt wäre es - wie immer, wenn man etwas wirklich erlernen möchte - nur wichtig, dass Sie sie kontinuierlich und konsequent anwenden. Die Praxisanwendung PX1 sollte Standard sein. Auch PX 2 lässt sich recht gut anwenden: "Hättewärewenn!" Darüberhinaus ist jetzt sicherlich auch Ihre Transferleistung gefragt, das heißt, Sie sollten aus Ihren eigenen Erfahrungen Beobachtungen mit der Gedankenschulung abgleichen: welche Gegenereignisse warten bei Ihnen mit erheblichem dringlichem Widerstand auf? Bei welchem Gegenereignis spüren Sie, dass es Ihnen kräftig an den Kragen geht, wann nur mit schwacher dringlicher Kraft? Wie widerstandsfähig ist Ihre Ausdehung? Wurde sie durch die Übungen schon gestärkt? Begegnen Sie der dringlichen Kraft inzwischen mit gezielt eingesetzter Refutation? Wenn ja, spüren Sie erste Erfolge? Haben Sie genug Geduld, wenn der unfreie Wille offenbar nach wie vor leichtes Spiel hat und Sie alle Nase lang gefesselt hält? Trauen Sie den Übungen der Gedankenschule überhaupt zu, dass sich etwas verbessern kann? Haben Sie vielleicht sogar inzwischen Spass daran, dem unfreien Willen auf die Spur gekommen zu sein, ihm damit sein T-Shirt schon vergällt zu haben und ihn tüchtig am Pullover zu packen? Aus diesen Fragen ergibt sich eine dritte Praxisübung, welche Sie allerdings möglicherweise etwas abwandeln müssen, damit sie in Ihren Alltag hineinpasst.
In der Praxisanwendung PX3 wollen wir versuchen, einen festgelegten Zeitabschnitt des Tages quasi "im Labor" zu verbringen, will sagen, ständig auf Beobachtungsposten zu sein.

Wir schauen uns - wie auf dem Foto - den Gedankenfluss aus der Nähe an. Ich hatte ja schon bemerkt, dass wir auch die Gedankenschulung nicht verbissen pausenlos betreiben sollen. Das, was wir in der Gedankenschule lernen, soll im Laufe der Zeit wie selbstverständlich im Alltag zur Anwendung kommen, genau wie lesen, schreiben, rechnen usf. Für PX3 nehmen Sie sich jeweils eine halbe Stunde etwa, um konsequent zu prüfen, was in Ihrem Kopf vorgeht. Dafür muss immer mindestens ein Gedankenfluss auf der skrutar bewussten Ebene zu finden sein, egal welcher: "Aha, jetzt denke ich gerade über ..... nach", wenige Sekunden später: "nun hat sich ein Gedankenfluss zum Thema .... durchgesetzt", dann "immer wieder denke ich aber auch kurz an ......, fällt mir auf", und "den Abschwasch, den ich gerade erledige führe ich bis auf ganz kurze Momente fast völlig imperzept bewusst aus" und so weiter und so fort. Am besten machen Sie dies bei einem Alltagsgeschäft wie putzen oder abwaschen und stellen Sie sich eine Eieruhr auf 15, 20 oder 30 Minuten, wie Sie gerade möchten. Sie können es auch erstmal mit 6 mal 5 Minuten probieren, womöglich fällt Ihnen beim Klingeln der Eieruhr auf, dass irgendein imperzept bewusster Gedankenfluss die PX3 schon nach wenigen Sekunden vereitelt hat. Bitte bewerten Sie Ihre Gedankenflüsse zunächst noch nicht, da es ja erstmal darum geht, alltäglichen Gedankenflüssen nachzuspüren. Wenn Sie mit Bewertungen beginnen, dann bewegen Sie sich im Bereich der Gedankenschulung, also eher einer weitergehenden Übung. Aber die Praxisanwendung soll bewirken, dass Sie es schaffen, über einen festgelegten Zeitraum Ihre Alltagsgedanken zu erfassen. Während Sie PX2 jederzeit und immer machen, sobald das Hättewärewenn oder das Hoffentlich auftaucht, ist PX3 ähnlich wie PX1 nur ein oder zweimal am Tag zu machen.
Liebe Gedankenschülerinnen und Gedankenschüler! Die schematische Darstellung und die isolierte Betrachtung einzelner noematologischer Phänomene hat uns den Zugang zu den Inhalten der Gedankenschule erleichtert. Spätestens mit PX3 aber kommen wir an einen Punkt, wo langsam aber sicher von der Verquickung mehrerer Elemente die Rede sein wird. Wir haben mit dieser Übung auch gemerkt, dass wir uns inzwischen quasi in verschiedenen Lernfeldern bewegen: wir haben einen theoretischen Unterbau entwickelt und kennengelernt; dann sind wir den Denkflüssen nachgegangen, welche beim schlichten und besonderen Genuss eine wichtige Rolle spielen, was wir später noch auf die sinnhafte Beschäftigung ausgeweitet haben. Und schließlich haben wir den unfreien Willen mit seinen Tricks genauer unter die Lupe genommen, um die Refutation besser einsetzen zu können. Letzteres ist auch bei weitem noch nicht abgeschlossen. In der Praxisanwendung PX3 haben wir nun aber ganz unabhängig von der Einteilung der Gedankenflüsse in gewählt oder unerwünscht etc. beobachtet, was in unserem Kopf - beispielsweise in einer halben Stunde der Praxisanwendung -
überhaupt vor sich geht. Gedankenflüsse mit den verschiedensten Inhalten tauchen auf und ab. Ereignisse aus tiefster Vergangenheit sind für Sekunden präsent, um vom direkten aktuellen Geschehen abgelöst zu werden. Einige Gedankenflüsse sind wirklich nur einmal für Sekunden zu "sehen" (skrutar bewusst durch die Praxisanwendung), andere erscheinen im gewählten Zeitraum mehrfach. Einige beschäftigen uns mehrere Minuten, andere blitzen nur kurz auf. Manche Gedankenflüsse werden durch Querverbindungen hervorgerufen: man fragt sich "Wie komme ich denn jetzt
darauf? Ach, ja! Das hat der damals da gesagt...." oder dergleichen. Das Interessante an dieser Praxisanwendung, und dies ist ein grundlegender Gegenstand der Gedankenschule, ist das Aufmerksamwerden nicht nur auf störende Gedankenflüsse, wiewohl uns das natürlich weiterhin intensiv beschäftigen wird, sondern auf die Gedankenflüsse an sich, auf das "Ich bin, also denke ich!"
Wir werden die Praxisanwendung PX3 modifizieren müssen, um gute Gedankenflussbeobachter zu werden. Gleichzeitig dürfte klar sein, dass es nicht nötig und auch nicht wünschenswert ist, wenn wir ständig unsere Gedankenflüsse analysieren. In Zeiten, in denen wir uns nicht gezielt auf etwas konzentrieren, also unseren Gedankenfluss einer Sache möglichst vollständig widmen, z.B. bei einer Berechnung, beim Lesen eines Buches, beim Schreiben eines Gedichts, bei der Planung einer Arbeit etc., dürfen die Gedankenflüsse imperzept bewusst mit allen mögliche Gedankeninhalten dahinfließen. Gleichzeitig aber wollen wir ja in der Gedankenschule aus diesem Konglomerat an Gedankeninhalten die sinnfreien, die unerwünschten und vor allem die störenden herausfiltern, damit unser Leben genussreicher und sinnhafter verläuft, jedenfalls in Bezug auf unsere innerkopflichen Alltagsaktivitäten. Während unsere allererste Übung, das Trainieren der Bemerkkraft, sich ja zunächst auf unerwünschte Gedankenflüsse beschränkte, werden wir nun eine allgemeinere Form der Bemerkkraft aktivieren. Diese soll nicht zu einem ständigen überempfindlichen Radarsystem werden, aber sie soll uns dennoch für unsere Gedankenflüsse sensibler machen. Das, was wir in der Praxisanwendung PX3 gezielt für einen von uns festgesetzten Zeitraum intensiv und pausenlos versuchen, wollen wir über den ganzen Tag verteilt immer wieder einmal kurz einstreuen und dann aber auch gezielt wieder fallen lassen. Es soll also keine ganztägige PX3 werden, das würde wie gesagt zu weit führen.

Wir heben nur unsere Aufmerksamkeit auf eine höhere Stufe und schulen dieses dadurch, dass wir uns ab und zu immer wieder klar machen, was gerade gedankenflussmäßig so abläuft in unsere Kopf. Zusammen mit einer gut trainierten Bemerkkraft wird dies der Gedankenschulung sehr förderlich sein. Wenn wir dann noch alle Fesseltricks des unfreien Willens kennen, sind wir schon recht gut gegen störende Gedankenflüsse gewappnet. Nun soll das Kind auch noch einen Namen haben: wenn wir uns also den ganzen Tag lang vielleicht in Abständen von mal acht, mal zehn und mal fünf Minuten, das liegt dann ganz bei Ihnen, mit welchen Zeitintervallen Sie sich wohl fühlen, unsere Denkflüsse für ein oder zwei Minuten skrutar bewusst machen, so nennen wir diesen Vorgang die "Investigation", vom Lateinischen investigare = nachspüren. Damit haben wir eine Praxisanwendung PX4 = Investigation. Von nun an sollten Sie sich immer wieder mal auf der skrutar bewussten Ebene ganz spontan klar machen, welches Ereignis gerade einen Gedankenfluss in Ihrem Kopf erzeugt: "Jetzt denke ich gerade an .....". Es reicht schon, wenn Sie dies für einen einzigen Gedankenfluss machen; um aber die Vielfalt des Denkens noch besser zu erkennen, wäre es gut, wenn Sie sich ein oder zwei Minuten lang in die Investigationsphase begeben, um sie dann aber auch wieder zu verlassen, es sei denn Sie machen gerade die PX3. Aber: eine Bewertung der Ereignisse ist noch nicht Thema. Erst wenn die Investigation zur Routine geworden ist, werden wir eine Bewertung hinzufügen. Der Bemerkkraft wohnt die Bewertung automatisch inne, da sie ja die Störung eines Genusses oder mindestens eines vom wählenden Willen gewünschten Denkflusses offenlegt. Die Investigation ist zunächst eine ganz allgemeine Aufmerksamkeitsschulung in Bezug auf unsere Gedankenflüsse. Als Ergänzung zum Bewusstwerden auf der skrutaren Ebene, wie es unter anderem in der ersten und den letzten beiden Praxisanwenungen gebraucht wird, sei nochmals bemerkt, dass wir in der Tat unsere Beobachtungen "aussprechen" müssen. Dieses wird in der Regel innerlich passieren, es spricht aber auch nichts dagegen sich stimmhaft zu sagen, was gerade von der Investigation erkannt wird: "... jetzt denke ich gerade an die Sache morgen mit dem abgesagten Termin ..." und dergleichen. Dabei gilt es wirklich Sätze zu formulieren, damit das skrutare Bewusstsein einen besseren Erkennungsprozess durchmacht. Wenngleich es im Moment zunächst nur auf das Erkennen selbst ankommt, so wird ja irgendwann die Bewertung des Ereignisses erfolgen. Daher sagen wir uns klar vernehmbar (für uns vernehmbar, wofür das innerliche Sprechen aber ausreicht), welches Ereignis dem gerade investigierten Gedankenfluss zugrunde liegt.
Damit nähern wir uns immer mehr der Betrachtung der Verquickung von verschiedenen Aspekten. In der Investigation fällt ja nun doch immer deutlicher auf, dass wir kaum so schematisch denken, wie wir es der Einfachheit halber bisher betrachtet haben. Da gibt es Phasen des schlichten Genusses die übergehen in sinnhafte Beschäftigung und wieder zurückschwenken; dann sind da sinnhafte Gedankenflüsse, die aber doch auch irgendwie störend werden können, wenn wir etwas genießen wollen usf.
Um hier noch genauer bestimmen zu können, was vor sich geht, werden wir zunächst noch einmal unseren Willen betrachten. Ich hatte den wählenden Willen vom unfreien Willen unterschieden, wobei der wählende Wille auch gefesselt sein kann. Wenn wir nun in der Investigation sind, dann wird an manchen Stellen - wenn wir denn zur Bewertung schreiten werden - das Problem auftauchen, dass ein Gedankenfluss gar nicht so recht zugeordnet werden kann: habe ich diese Gedanken wirklich "gewählt", fließen jene nicht doch irgendwie ohne mein Zutun ab, fast als wäre ich "gefesselt"? Sind nicht manchmal gewählte Gedanken auch störend geworden, hat also der unfreie Wille einen Gedankenfluss vom freien Willen, der ihn eigentlich "zu Ende gedacht" hatte, übernommen, um ihn als störenden Gedankenfluss aufrechtzuerhalten? (Letzeres werden wir noch als weiteren Fesseltrick des unfreien Willens betrachten.) Sie merken schon, wir werden wohl auch den Willen noch näher bestimmenn müssen. Wer fesselt uns? Ist es immer der unfreie Wille, der den wählenden bindet? Wenn Sie mit PX4 immer besser in der Investigation sind, dann können wir eine Willenszuordnung als erste Erweiterung angehen. Dazu wollen wir aber vorher den theoretischen Unterbau erweitern: Lassen wir ganz oben den wählenden Willen stehen, der sagt: "Jetzt möchte ich den schönen Abend intensiv genießen!" Beim Genuss, sei er besonders oder schlicht, dürfte also der wählende Wille (wW) generell tätig sein. Er muss nicht zwingend skrutar bewusst sein, auch wenn man sich einfach zur Entspannung ins Sofa setzt und die Ruhe genießen will, ohne es sich explizit zu "sagen", ist der wählende Wille deutlich als Urheber auszumachen. Wie ist es aber bei der sinnhaften Beschäftigung. Solange sie eine wirkliche Tätigkeit ist, dürfte es ähnlich sein: "Jetzt mache ich den Abwasch." Aber die Gedankenflüsse werden kaum jeden Teller, den wir abtrocknen, begleiten. Sie haben andere Inhalte, beschäftigen sich mit anderen Ereignissen. Die Investigation gibt inzwischen einen Überblick darüber. Sind aber diese Gedankenflüsse wirklich "gewählt"? Tauchen sie nicht einfach auf, sind plötzlich da und verschwinden ebenso schnell wieder, um einem anderen Platz zu machen? Es ist also hier ein Wille im Spiel, der im Unbewussten arbeitet, so wie der unfreie Wille. Letzteren haben wir aber schon als Urheber der unerwünschten Gedankenflüsse erkannt und benannt. Der gefesselte Wille bleibt ja der am Wirken gehinderte wählende Wille. Wird der Wille, für den wir gerade einen Namen suchen, auch bisweilen gefesselt? Es dürfte einleuchtend sein, dass wir hier durchaus fließende Übergänge und Mischformen antreffen werden.

Wir können es uns aber leicht machen, indem wir das vorhandene Vokabular auch auf den Willen anwenden: wir ordnen den wählenden Willen den drei Bewusstseinsstufen zu. Wenn wir uns sagen: "Das will ich jetzt genießen!", "Dieses werde ich jetzt mal genauer durchdenken!" oder "Daran will ich jetzt denken!", dann wählen wir den Gedankenfluss skrutar bewusst (sbwW); mit nur imperzept bewusstem Willen (ibwW) wählen wir z.B. einen Genuss, ohne uns darüber aber skrutar bewusst zu werden. Dieser Gedankenfluss ist aber dennoch deutlich ein von uns gewünschter. Wenn aber der Gedankenfluss, so wie es am häufigsten vorkommt, zwar kein explizit unerwünschter ist, aber dennoch nicht wirklich von ihm behauptet werden kann, dass wir ihn so direkt gewünscht haben, dann war der ihn hervorrufende Wille ein unbewusst wählender (ubwW). Im Diagramm rechts ist dies gut ablesbar. Gefesselt wird von diesen drei Unterarten der skrutar bewusste, denn er will ja eigentlich etwas ausrichten, was er aber nicht schafft. Die anderen beiden Arten des wählenden Willens bemerken es gar nicht, wenn ihre Gedankenflüsse abgedrängt werden; sie setzen einem unerwünschten Gedankenfluss keinen Widerstand entgegen, brauchen also auch gar nicht in Schach gehalten zu werden. Aus dieser Einteilung wird dann auch die Wichtigkeit der Bemerkkraft sowie der Investigation deutlich. Jetzt können wir auch den unfreien Willen besser zuordnen: einen störenden Gedankenfluss können wir also per Definition nicht skrutar bewusst "wählen", da er in diesem Moment ein "gewünschter" wäre. Dass ein gewünschter auch ein störender werden kann, behalten wir dabei aber im Hinterkopf. Auch imperzept bewusst gewählt kann etwas Störendes nicht begründet werden: sogar selbtquälende Gedanken müssen, wenn sie imperzept bewusst herbeigerufen werden, als vom wählenden Willen "erwünscht" angesehen werden, jedenfalls für unseren Begriffsapparat. Da wir aber wie anfangs erwähnt den "Normalfall" annehmen, können wir dergleichen hier unberücksichtigt lassen. Es bedarf beim unfreien Willen also keiner weiteren Unterteilung: wir siedeln ihn im Unbewussten an und können damit in der Gedankenschule so problemlos arbeiten. Für andere Zugangs- und Betrachtungsarten dürfte das unzureichend sein; uns geht es aber hier nur um eine für die Gedankenschulung ausreichende Begriffsbenennung.
Nun wird es Zeit, die Verquickung, welche mit der Investigation zu Tage gebracht wurde, durch ein Konszientogramm wenigstens schematisch abzubilden.

Verschiedene Farblinien lösen sich auf der imperzept bewussten Ebene ab. Da die skrutar bewusste Ebene leer bleibt, wenn wir nicht in der Investigation sind, bekommen wir auch nicht viel von diesem Trubel in unserem Kopf mit. Die Gedankenflüsse bleiben auch hier noch unbewertet, die Farben dienen nur der Unterscheidung. Welchen Zeitraum das Konszientogramm einnimmt, bleibt offen: es kann in wenigen Sekunden dergleichen viel Abwechslung in unserem Kopf geben, es können aber auch einige Minuten sein, die in diesem Abschnitt dargestellt sind. Höchstwahrscheinlich zeigt dieses Konszientogramm unsere Hauptbeschäftigung an: ein Gedankenfluss löst den nächsten ab. Ab und zu kommt ein und derselbe auch mehrmals ins imperzepte Bewusstsein, dann ruft wieder einer den nächsten durch irgendeinen Zusammenhang hervor usf. Was konkret die Gedankeninhalte ausmacht, das kann von dieser Stelle kaum für alle gesagt werden, das müssten Sie selbst ergänzen. Nur beispielhaft kann ich einige Möglichkeiten anführen: Sie denken an einen Termin, der am nächsten Tag auf Sie zukommt, plötzlich fällt etwas in Ihr Blickfeld, was einen diesem Ereignis kurz nachsinnenden Gedankenfluss bewirkt, dieser wird für einen Moment von einer Tätigkeit abgelöst, welche Sie gerade im Begriff sind auszuführen, dann kommt scheinbar völlig unvermittelt eine Erinnerung an etwas, das schon drei Wochen zurückliegt zum Vorschein, nachdem Sie diesem Gedankenfluss einige Zeit imperzept bewusst gefolgt sind, werden die Gedanken von der Stimme im laufenden Radio kurz eingefangen usw. usf.

Erst die Investigation bringt einige oder alle dieser imperzept bewusst dahinfließenden oder auch nur kurz auftauchenden Gedankenflüsse ins skrutare Bewusstsein, manchmal während der Gedankenfluss noch aktuell ist, manchmal in der Rückschau: "Jetzt denke ich gerade an das, was die Stimme im Radio gesagt hat. Was habe ich vorher gedacht? Ach ja, seltsamerweise an diese Sache vor drei Wochen; und an den Termin morgen habe ich auch gedacht...." Immer wieder bleibt zu betonen, dass sowohl die Bemerkkraft als auch die Investigation, also alles, was auf das skrutare Bewusstsein gestützt ist, sprachlich in ganzen Sätzen formuliert wird. Wir beobachten aber, dass auch im imperzepten Bewusstsein "gesprochen" wird. Wenn wir nicht gezielt Musik oder Bilder denken, dann "spricht es" in uns. Dies ist auch ein offenkundiger Unterschied zwischen dem skrutaren und dem imperzepten Bewusstsein: auf der imperzept bewussten Ebene "spricht es in uns und wir hören nicht zu", können aber von der skrutar bewussten Ebene aus den Nachhall dieses "Gesprochenen" hören, das "Gesagte" zumindest teilweise erinnern. Auf der skrutar bewussten Ebene "sprechen wir in Gedanken und können uns dabei auch zuhören". Hier ist der Unterschied zum wirklichen Sprechen nur die Hörbarkeit, und wie gesagt können wir das skrutar bewusste Denken auch stimmhaft durchführen. Sobald diese Möglichkeit besteht, ist ein Gedankenfluss durch die osmotische Entfesselungkraft von der imperzept auf die skrutar bewusste Ebene aufgestiegen. Aber wer oder was war denn hier gefesselt? Der wählende Wille? Wir müssen uns klar werden, dass wir uns alle Gedankenflüsse, die nur imperzept bewusst sind, jederzeit durch Bemerkkraft oder Investigation skutar bewusst machen können. Mit unbewussten Gedankenflüssen geht das nicht so ohne weiteres. Wir sehen hier, dass das imperzept Bewusste irgendwie ein Zwischending zwischen bewusst und unbewusst ist. Die Gedankenflüsse sind zwar da, bleiben aber doch unbemerkt. Erst die skrutar bewusste Betrachtung "befreit" sie aus der Unerkanntheit. Also werden sie in gewisser Weise doch "entfesselt". Wir können die Entfesselungskraft diesem Prozess also erstmal zuorden. Nun hatte wir aber gesagt, dass es der unfreie Wille ist, der den wählenden Willen fesseln will, um einen störenden Gedankenfluss im imperzepten Bewusstsein unterzubringen. In unserer Betrachtung der sinnhaften Beschäftigung ist es aber der imperzept bewusste wählende Wille (ibwW), der die Gedankenflüsse organisiert. Hier wirkt auch keine dringliche Kraft, der man mit Refutation begegnen müsste, solange nicht ein vom imperzept bewusst wählenden Willen erzeugter Gedankenfluss plötzlich ein störender wird (dazu später noch Näheres). Es wäre also zu arg, hier davon zu sprechen, dass etwas gefesselt ist, wenn sich unsere Gedankenflüsse "nur" imperzept bewusst aneinanderreihen.
Wir werden einen neuen Begriff einführen müssen; hier werde ich aber gleichzeitig einen weiteren unterschied berücksichtigen: im Beispiel oben wurden in der skrutar bewussten Rückschau zwei Gedankenflüsse unbeachtet gelassen, nämlich das, was kurz im Blickfeld war und die aktuelle Tätigkeit. Beide Gedankenflüsse waren so kurz, dass sie selbst in der Rückschau nicht mehr erinnert wurden. Hier von Gedankenflüssen zu sprechen, wäre also fast schon unangebracht, weil das Fließen der Gedanken nahezu punktuell geschah, nur eine oder ein paar Sekunden. Diesen kurzen Gedanken-"Spritzer" möchte ich als "korrept" bezeichnen, vom Lateinischen correptus = kurz (kurz ausgesprochen, durcheilt, schleunig zurückgelegt). Die Nähe sowohl zu 'korrekt' als auch zu 'korrupt' kommt uns nicht schlecht zu passe: korrekt sind alle korrepten Gedanken, die wie im Beispiel etwas kurz beleuchten, was ins Blickfeld geraten ist (ein vorbeifliegener Vogel etwa) oder was einer Tätigkeit entspringt (die wegzuräumende Tasse vielleicht) und dergleichen. Korrupt werden korrepte Gedanken, wenn sie immer wieder an etwas unangenehmes erinnern. Wir kommen gleich etwas weiter unten dazu. Die länger als - sagen wir - fünf Sekunden dauernden vom imperzept bewusst wählenden Willen generierten Gedankenflüsse möchte ich als "disserp" bezeichnen, vom Lateinischen disserpere = sich unmerklich ausbreiten, mit der Betonung auf der zweiten Silbe: dissérp. Sowohl das Unmerkliche als auch die Ausbreitung kennzeichnen diese Gedankenflüsse. Das Konszientogramm rechts zeigt ein vereinfachtes Schema.

Sicherlich wird die eine und der andere von Ihnen sich jetzt fragen: braucht es wirklich schon wieder weiterer noematologischer Begriffe? Wenn Sie gut aufgepasst haben, dann ist Ihnen aufgefallen, dass ich eben geschrieben habe, die imperzept bewussten Gedankenflüsse können wir "zumindest teilweise" skrutar bewusst erinnern. Wenn wir nicht in der Investigation sind, dann wird es nämlich häufig vorkommen, dass sich einige unserer Denkflüsse unbemerkt ausbreiten, aber auch unbemerkt wieder verschwinden! Sie sind zwar imperzept bewusst gewesen, aber nie skrutar bewusst geworden, gleichen also für unseren Erfahrungsbereich eigentlich einem unbewussten Gedankenfluss. Im Unbewussten von einem Gedankenfluss zu sprechen, ist aber widersinnig, denn Gedanken bedingen einer gewissen Bewusstheit. Sie können zwar im Unbewussten abtauchen, ihr Ereignisinhalt wird dort auch noch irgendwie weiterwirken können, was nicht zuletzt die Psychoanalyse an den Tag gebracht hat, aber es sind keine Gedankenflüsse im von uns gebrauchten Sinne mehr, auch wenn wir ihnen im Konszientogramm eine Farblinie zuordnen. Diese zeigt nur, wo dieser und jener Gedankenfluss sich befindet oder besser: geblieben ist. Für solche Gedankenflüsse also, die wir in der Regel skrutar bewusst machen können, sobald wir in der Investigation sind, die aber, wenn wir es nicht sind, unbemerkt bleiben, brauchen wir die neuen Begriffe. Wenn ein Gedankenfluss disserp ist, dann bedeutet dies, dass er sich unbemerkt ausbreitet bzw. ausgebreitet hat und auch unbemerkt bleiben kann, bis er wieder verschwindet, so dass am Ende gar keine Spur von ihm bleibt, er für uns Denkende wie etwas unbewusst abgehandeltes ist. Mit den korrepten Gedanken verhält es sich ähnlich, nur dass sie sich nicht ausbreiten, sondern schon allein wegen ihrer Kürze oft unbemerkt bleiben. Dass unser Gehirn abertausende von Sinneswahrnehmungen und Empfingungen filtert, so dass sie gar nicht mit der osmotischen Kraft ausgestattet werden, überhaupt aus dem Unbewussten herauszukommen, ist inzwischen durch die Hirnforscher nachgewiesen. Die disserpen Gedankenflüsse und die korrepten Gedanken sind aber eben nicht unbewusste, sie verhalten sich nur so ähnlich. Es sind unbemerkte, die aber hätten bemerkt werden können. Wenn das Gehirn selber die Filterfunktion wahrnimmt, dann sind die Sinneswahrnehmungen, welche im Unbewussten bleiben, uns nicht zugängig. Wenn aber nur die fehlende Investigation einen imperzept bewussten Denkfluss nicht skrutar bewusst macht und mit der Zeit wieder vergessen sein läßt, dann war dieser disserpe Denkfluss und auch der korrepte Gedanke uns für einen Moment zugängig. Ist es überhaupt sinnvoll, sich jeden disserpen Denkfluss und jeden korrepten Gedanken skrutar bewusst zu machen? Nein! Aber es ist sinnvoll, sich jeden disserpen Denkfluss skrutar bewusst machen zu
können! Und selbst auf korrepte Gedanken sollten wir skrutar bewusst irgendwie aufmerksam werden können. Nur so können wir die Gedankenschulung in den Alltag integrieren, so dass sie ohne Anstrengung dazu führt, dass wir genussreicher Leben und ungestörter Denken.
Nach diesem etwas komplizierten Absatz machen wir wieder einen Sprung zurück zum unfreien Willen. Die Investigation wird mit PX4 weiter betrieben. Wir haben einige Übungen und mit der PX2 und unseren "Hättewärewenn"-Rufen ist der Refutation schon merkliche Stärkung zugekommen. Wir schließen hier die Betrachtung eines weiteren Fesseltricks des unfreien Willens an, womit wir die allgemeine Beobachtung aller Denkflüsse (Investigation) wieder ergänzen durch das von Anfang an geschulte besondere Augenmerk auf unerwünschte Denkflüsse. Das Konszientogramm oben zeigt verschiedene Farblinien. Eine davon taucht kurz ab und erscheint dann wieder im imperzepten Bewusstsein. Hier kann man schon fast auf größere dringliche Kraft schließen.

Wir kennen ja nun inzwischen die dringliche Kraft des unfreien Willens, das Foto links ruft sie nochmal deutlich in Erinnerung.
Um uns doch irgendwie zu fesseln, läßt der unfreie Wille nicht nur ungern locker, er packt auch immer wieder erneut kräftig zu, wenn die Refutation fehlt. Das heißt nichts anderes, als dass er auch gerne immer und immer wieder denselben Gedankenfluss hervorsprudeln läßt. Sei es nun dass wir ihn mit der Bemerk- und der Entfesselungskraft für kurz überwältigen konnten, sei es, dass andere Gedankenflüsse disserp dazwischentreten, immer wieder müssen wir an das von ihm bevorzugte Gegenereignis denken. "Das geht mir nicht aus dem Kopf!", sagen wir manchmal, wenn uns eine Sache den ganzen Tag begleitet. Wir denken zwar zwischendurch an etwas anderes, aber das Gegenereignis verschafft sich immer wieder Raum in unserem Kopf. Wenn es ein Projekt ist, was zu Ende durchdacht werden muss, dürfen wir es dem wählenden Willen zuschreiben. Uns interessiert, wenn wir von Fesseltricks des unfreien Willens sprechen, natürlich das Störende an solch einem aufsässigen Gedankenfluss. Praxisanwendung PX5 = sich wiederholende Gedankenflüsse aufspüren. Wenn Sie also bemerken, dass ein Gegenereignis, welches Sie eigentlich schon abgehandelt haben oder welchem keine derart große Bedeutung beigemessen werden sollte (vgl. Übung VI, Lächerlichkeit), mehrmals und immer wieder auftaucht, dann "rufen" Sie ihm zu: "Dich hatten wir nun schon oft genug!" oder "Nicht schon wieder du!" oder "1,2,3 - vorbei!" usf., womit wir eine weitere Erweiterung der Refutationsmöglichkeiten bewirken müssten. An dieser Stelle berücksichtigen wir auch die korrepten Gedanken, wenn sie immer wieder wenn auch nur kurz aber doch störend, also vom unfreien Willen hervorgebracht, auftauchen. Ich habe im vorigen Absatz schon nicht mehr von korrepten Denkflüssen gesprochen, da für die Noematologie wie von Anfang an dargestellt die Gedankenflüsse der Hauptgegenstand der Betrachtung sind. Die korrepten Gedanken begegnen uns also nur selten in der Gedankenschulung. In der PX5 spielen sie eine Rolle und sind sie aufzuspüren. Dieses erfordert eine noch besser trainierte Bemerkkraft als das Wahrnehmen von längeren disserpen Gedankenflüssen, die der wählende Wille wiederholt in unserem Denken platziert. Achten Sie bitte auf beides!
Ein kleiner Exkurs soll das ganze nun etwas auflockern: wir wollen einmal einen Vergleich anstellen zwischen der "Tätigkeit", dem "Sprechen" und dem "Denken". Wenn wir eine Tätigkeit ausführen, so ist dafür scheinbar der wählende Wille zuständig. Einmal sagen wir uns skrutar bewusst: "Jetzt werde ich mir etwas leckeres kochen!", ein andermal ist es der imperzept wählende Wille, der uns - ohne dass wir es uns skrutar bewusst deutlich machen - veranlasst, die Schuhe im Flur in die Schuhschränke zu räumen, und zum dritten Schalten wir beim Autofahren vom unbewusst wählenden Willen geleitet vom dritten in den vierten Gang hoch. Dieses kann aber sogar völlig unbewusst geschehen, je nachdem, ob Sie sich hinterher daran erinnern können oder nicht; oft fehlen selbst beim Autofahren dem Gedächtnis einige hundert Meter, weil man vollständig in Gedanken woanders war. Hierzu kann ich aus meiner Erfahrung als Musiker berichten, dass ich quasi als eine Schlüsselerfahrung mit etwa 14 Jahren zu Hause eine Mozart-Sonate auf dem Klavier spielte, deren erster Satz sich über acht Seiten erstreckte. Plötzlich unterbrach ich, hielt inne und merkte, dass ich mir gar nicht zugehört hatte, ja eigentlich gar nichts von meinem Spiel mitbekommen hatte. Ich hatte inzwischen dreimal umgeblättert und in der Rückschau konnte ich sogar noch schwach erinnern, dass ich kurz vor der Abbrechen an ein oder zwei Stellen einen Spielfehler korrigiert hatte. Auch heute, viele Jahre später, passiert es mir häufig, dass ich mein Spiel nicht mitbekomme, auch beim Begleiten von Sängerinnen und Sängern kommt es vor, dass ich einen Vers "abwesend", also in Gedanken fern vom Tun, spiele. Verblüffender Weise funktioniert das sogar, wenn ich improvisiere! Musik, die ich mir selber gerade ausdenke, die auch im Raum erklingt, wird von mir selber nicht wahrgenommen, weil meine Gedanken mich zu sehr davon ablenken. Ein wichtiges Phänomen für unsere Gedankenschule. Können Sie ähnliche Beispiele aus Ihrer Erfahrung berichten? Wir kennen ferner auch Tätigkeiten, die offenbar auf das Konto des unfreien Willen gehen: wenn nach dem Essen eines Apfels ein kleines Stückchen Schale zwischen den Zähnen steckt, dann wird die Zunge unaufhörlich versuchen, es zu entfernen, ganz egal wie oft ein einsichtiger wählender Wille sagt: "Es funktioniert nicht, lass sein!"
Rasenmähen, Staubwischen, Geschirrspülen, Autofahren usf. sind sicher Tätigkeiten, die wir oft imperzept bewusst oder sogar unbewusst machen.

Die zugehörigen Denkflüsse pendeln zwischen der imperzept bewussten Ebene und dem Unbewussten, wobei disserpe Denkflüsse ihre Stelle im imperzepten Bewusstsein einnehmen. Auf der anderen Seite kann man für Tätigkeiten behaupten, dass wir sie - wenn auch nicht jedes Detail - in der Rückschau recht gut ins skrutare Bewusstsein bekommen, hier sogar oft als Bilder. Am Abend können wir ins "Tagebuch" schreiben: Heute früh aufgestanden, geduscht, Kinder geweckt, Frühstück gemacht, Kinder losgeschickt, Staub gesaugt, Einkaufen gewesen oder dergleichen mehr. Dazu könnten wir sicherlich zu allem noch Einzelheiten nennen, sehen manches vor dem inneren Auge nochmal vor uns. Das liegt natürlich auch daran, dass ein Tagesprogramm noch relativ überschaubar ist. Wie ist es nun beim Sprechen? Können wir abends noch alles, was wir gesagt haben, erinnern. Gespräche in der Firma, im Büro, in der Familie, am Telefon, Selbstgespräche usf. - da wird es schon schwieriger. Grobe Inhalte werden sicher noch da sein, aber es dürfte deutliche Lücken geben. Und wie sprechen wir? Skrutar bewusst sind wir uns kaum über das, was wir zu Gehör bringen. Passiert es, dass wir völlig unbewusst etwas sagen? Ich glaube, wir können doch fast alles, wenn wir kurz nachdem wir es ausgesprochen haben, darüber skrutar bewusst nachdenken, erinnern, was dafür sprechen könnte, dass Sprache in der Regel imperzept bewusst stattfindet. Dass wir auch mal Quatsch reden, dürfte klar sein. Ob hier aber der unfreie Wille am Werk ist, bleibt fraglich. Der imperzept bewusst wählende und auch der unbewusst wählende Wille dürften den Sprachgebrauch managen: einiges geht "automatisch", anderes wird schon noch kurz bedacht - aber nur imperzept bewusst -, bevor es stimmhaft wird. Und selbst wenn wir innerlich sagen: "Na da passt doch jetzt gut der Witz mit dem Mann und der Maus! Den will ich jetzt mal zum Besten geben!", so ist selbst dies kaum als Vorhaben des skrutar bewusst wählenden Willens zu werten, denn wenngleich es sich wie etwas von der Meta-Ebene herab geplantes anhört, so hat selbst dieser Gedankenfluss seinen Platz im imperzepten Bewusstsein wie auch der dann laut im Freundeskreis erzählte Witz. Beim Denken sieht die Sache jedoch wieder anders aus: was wir den ganzen Tag über gedacht haben, werden wir abends kaum mehr wissen. Man fragt durchaus: "Was habe ich den ganzen Tag gemacht?", vielleicht "Was habe ich heute alles für dummes Zeug geredet?", aber doch kaum "Was hast du heute den lieben langen Tag so gedacht?" Nahezu alle disserpen Denkflüsse und die meisten korrepten Gedanken sind vergessen oder können mit größerem zeitlichem Abstand nur noch schwer skrutar bewusst gemacht werden. Ebenso gehen fast alle unsere Gedanken - wenn wir noch nicht in der Gedankenschule waren - auf den imperzept bewusst wählenden oder den unbewusst wählenden Willen zurück sowie - was ja der Hauptanlass für die Gedankenschulung ist - auf den unfreien Willen. So wie wir die Ausführung unserer Tätigkeiten erst erlernen müssen, ebenso unsere Sprache, genauso müssen wir den Umgang mit unseren Gedanken lernen. Aber findet dieser Lernvorgang ebenso selbsverständlich statt, wie das Erlernen des Zähneputzens und des Sätzebildens? In jedem Falle sind wir mit unseren Denkflüssen ziemlich auf uns allein gestellt; da will die Gedankenschule Abhilfe schaffen.
Liebe Gedankenschülerinnen und Gedankenschüler, bitte versuchen Sie herauszufinden, was hinter diesem Konszientogramm steckt, bevor Sie weiterlesen.

- - - - Na, was könnte gemeint sein? Eine dunkelblaue Farblinie stellt einen Gedankenfluss dar, welcher vom imperzept bewusst wählenden Willen herrührt. Beispielsweise denken Sie sich aus, wie Sie am nächsten Tag einen Kollegen wegen eines Vorfalls zur Rede stellen wollen. Dieser Gedankenfluss scheint abgeschlossen zu sein, Sie haben alles geplant und durchdacht, es bedarf keiner weiteren Überlegungen. Nun kommt eine grüne Farblinie, welche ebenfalls der ibwW hervorbringt, womöglich denken Sie darüber nach, wie Sie ihrem Kind zum Geburtstag eine schöne Feier ausrichten können. Und nun geschieht etwas, wohinter sich ein weiterer Fesseltrick des unfreien Willens verbirgt: es sieht aus wie eine Willensmutation, da der dunkelblaue Gedankenfluss plötzlich grau erscheint. Ein und derselbe Gedankenfluss rührt von verschiedenen Willen her. Dieses geschieht sowohl zwischen wählendem und unfreiem Willen als auch zwischen den verschiedenen Stufen des wählenden Willens, hier ist es nun für ersteres abgebildet. Die Willensmutation (eine scheinbare) läßt den zuvor gewünschten Gedankenfluss, nachdem er "zu den Akten gelegt wurde", wieder auferstehen. Anstatt sich, wie Sie es sich nun vorgenommen haben, über die Ausrichtung der Geburtstagsparty für Ihr Kind Ihre Gedanken zu machen, durchdenken Sie wiederum die am nächsten Tag anstehende Zurredestellung Ihres Kollegen in einem eigentlich nicht mehr gewollten Gedankenfluss. Dergleichen Willensmutationen sind nicht selten. Selbst vom skrutar bewusst wählenden Willen erzeugte Gedankenflüsse können von unfreien Willen missbraucht werden; häufig werden sie aber auch in einem von imperzept bewusst wählenden Willen aufrechterhaltenen Gedankenfluss weitergeführt. Hier ist eine Willensmutation im Bereich der Abstufungen des wählenden Willens völlig normal. Klinisch, also einer besonderen Beobachtung würdig, wird die Willensmutation immer dann, wenn ein ursprünglich gewählter Gedankenfluss als störender wiederauftaucht oder weiterfließt, also seine Erledigung nicht abschließend gelingt. Der wählende Wille - egal welcher Stufe - mutiert dann (scheinbar) zum unfreien Willen. Ich füge immer "scheinbar" in Klammern hinzu, weil natürlich nicht der Wille mutiert, sondern der Gedankenfluss von einem Willen auf den anderen übergeht.

Der wählende Wille "will ihn nicht mehr", das ist natürlich ein gefundenes Fressen für den unfreien Willen, und sofort stattet er diesen Gedankenfluss mit dringlicher Kraft aus und es geht uns wieder an den Kragen. Um hier mit ausreichender Refutation aufwarten zu können, setzen wir ihm mit der Praxisanwendung PX6 = Willensmutation unterbinden etwas wirksames entgegen: sobald Sie bemerken, dass ein von Ihnen explizit als "zu Ende gedachter" Gedankenfluss unerwünschterweise wieder auftaucht, sagen Sie: "Das habe ich abgehakt!", "Das braucht es nicht mehr!" oder "Damit bin ich schon fertig!" und dergleichen.
Jetzt wird es Zeit, einen wiederholenden Überblick über unsere Übungen und Praxisanwendungen zu schaffen!

Mit Übung I, dem Trainieren der Bemerkkraft haben wir eigentlich einen Vorgriff getan. Ich habe die Bemerkkraft aber extra an den Anfang gestellt, weil sie eines der Hauptinstrumente der Gedankenschulung darstellt. Eigentlich steht sie ja schon auf einer höheren Ebene als die später erst eingeführte Investigation, aber die Bemerkkraft hat zu Beginn das eigentliche Problem schon deutlich werden lassen. Ebenso verhält es sich mit der Ausdehnung, deren Widerstand Sie in Übung II spüren sollten. Mit den wenigen Hilfmitteln, die wir zu Beginn hatten, war das nicht leicht; dennoch führte diese Übung ebenfalls direkt in unseren Problembereich. Eine Weiterführung ergab sich zunächst nur durch die Refutation; wir werden also von der Ausdehnung noch hören. Die erste Praxisanwendung (genüsslich duschen) zeigte dann schon, wie uns die in der Gedankenschule zu behandelnden Phänomene im einfachsten Alltag umgeben; Sie sollte bei keinem Duschgang fehlen. In Übung III/A holen Sie einen störenden Gedankenfluss auf die skrutar bewusste Ebene, um ihn mit Übung III/B genauer zu untersuchen. Auch dieses ist eigentlich ein speziell auf unser Problemfeld zugeschnittener Vorgriff auf die Investigation. In Übung III/C gilt es, sich Fragen auszudenken, die den unfreien Willen in die Enge treiben sollen. Die Refutation haben wir anhand der Pullover-Metapher kennengelernt. In Übung IV machen wir uns jeweil klar, welchen Effekt unsere Gedanken haben, wobei schon Übung V dazu dient, uns den Null-Effekt des Denkens vor Augen zu halten. In der zweiten Praxisanwendung ertappen Sie das "Hättewärewenn" und das "Hoffentlich" in Ihren Gedankenflüssen und Übung VI dient dazu, sich über die Lächerlichkeit mancher Gegenereignisse klar zu werden. In Praxisanwendung 3 untersuchen Sie alle Gedankenflüsse in einem vorher festgelegten Zeitraum, in PX4 tun Sie dasselbe punktuell sporadisch über den ganzen Tag verteilt. Beides zielt auf die Schulung der Investigation hin. In PX5 spüren Sie sich wiederholende Gedankenflüsse auf und in PX6 schließlich die Willensmutation, womit wir der Refutation deutliche Stärkung verschaffen. Wir haben demnach zwei verschiedene Arten von Übungen bzw. Praxisanwendungen im Programm: zum einen das aufmerksame Beobachten der Denkflüsse und zum anderen das Erkennen der Tricks des unfreien Willen.
Eine weitere Übung steht nun an, welche Sie sehr gezielt machen sollen; ihre Ausführung wird vom skrutar bewusst wählenden Willen eingeleitet mit: "Jetzt mache ich Übung sieben!" Wir wollen das "innerliche Sprechen" trainieren, welches für das skrutar bewusste Denken unablässlich ist.

Wählen Sie bitte eine Alltagstätigkeit von etwa fünf bis zehn Minuten Dauer und begleiten Sie alles, was Sie tun, skrutar bewusst, das heißt innerlich kommentierend, so als ob Sie jemandem, der Sie nicht sehen kann, alles genau berichten müssten, was Sie gerade machen. Ich wähle als Beispiel das Decken des Tisches zum Abendbrot. Sie dürfen für diese Übung nichts anderes denken, als skrutar bewusst Ihr Handeln: "Ich decke jetzt den Tisch für das Abendbrot. Als erstes lege ich die Brettchen auf den Tisch, die ich aus dem Schrank hole. Messer lege ich dazu, sie hole ich aus dem Besteckschub. Ich gehe zum Kühlschrank und hole ......, das Brot entnehme ich dem Brotkasten und schneide an der Brotmaschine fünf Scheiben ab ....." und so weiter und so fort. Sobald Sie aber merken, dass Sie an etwas anderes denken, halten Sie bitte still, machen nicht weiter, sondern versuchen Sie festzustellen, wie lange Sie schon nicht mehr Ihr Handeln skrutar bewusst mitgedacht haben sondern imperzept bewusst einem anderen Gedankenfluss gefolgt sind. Über den Inhalt des anderen Gedankenflusses machen Sie bitte in dieser Übung keine Angaben. Kehren Sie zur Übung zurück und machen Sie weiter. Wenn der Tisch gedeckt ist, schauen Sie zurück: Wie oft wurden Sie unterbrochen, also von der skrutaren Bewusstseinsebene unbemerkt heruntergeholt? Wie lange konnte sich ein imperzept bewusster Gedankenfluss halten, bevor Sie ihn bemerkt haben? Übung VII = Tätigkeit skrutar bewusst.
Sie werden erkennen, dass unsere Übung immer wieder gestört wird. Selbst wenn es sich um sinnhafte Gedankenflüsse handelt, die disserp dazwischenfunken, so müssen wir sie für die Übung als störende bezeichnen. Selbst wenn der imperzept oder unbewusst wählende Wille für sie verantwortlich ist, so wird der skrutar bewusst wählende Wille offenbar auch von ihnen ab und zu gefesselt.
Diese Aspekte leiten nahtlos über zur Bewertung und Einstufung der Gedankenflüsse, welches in der Gedankenschule als "Axiosis" (= der Rang im Griechischen, Axiologie bezeichnet die Wertlehre) bezeichnet wird . Eine Art der Hierarchie haben wir ja schon kennengelernt: ganz oben auf Rang Ax-D1 steht der besondere Genuss, welcher aber zu stark vom Ereignis abhängt, so dass wir ihn meistens exta betrachten müssen. Setzen wir also den schlichten Genuss für die Axiosis als gewünschten skrutar bewussten Denkfluss auf Rang Ax-D2; sinnhafte imperzept bewusste Gedankenflüsse stehen auf Rang Ax-D3. Es folgen der sinnfreie, der unerwünschte und der störende Gedankenfluss auf den Rängen Ax-D4 bis Ax-D6, sie sind allesamt im Normalfall imperzept bewusst. Eine andere Abstufung ist die des Willens: Rang Ax-W1 hat der skrutar bewusst wählende Wille, auf Rang Ax-W2 der imperzept bewusst wählende und Rang Ax-W3 nimmt der unbewusst wählende Wille ein. Der unfreie Wille bekommt Rang Ax-W6 (die Zwischenstufen Ax-W4 und Ax-W5 bleiben unbesetzt).

Als drittes wollen wir die Ereignisse abstufen: Ereignisse, die zum besonderen Genuss taugen bekommen Rang Ax-E1; wenn sie schlichten Genuss hervorrufen können Ax-E2. Wenn ein Ereignis nach unserer subjektiven Bewertung geeignet ist, darüber intensiv nachzudenken, erhält es Rang Ax-E3. Wenn ihm nur eine eher begrenzte Ausdehung zugesprochen wird steht es auf Rang Ax-E4. Ist es eindeutig unsinnig, über das Ereignis nachzudenken, dann kommt ihm Rang Ax-E5 zu; empfinden wir es als störend und wünschen, nicht daran zu denken, nennen wir es das Gegenereignis, welches auf Rang Ax-E6 den untersten Platz einnimmt. Dann kennen wir noch die drei Refutationsmöglichkeiten, welche sich zum einen aus der vorangegangenen Axiosis ergibt, zum anderen aus unserem Lernerfolg in der Gedankenschule; um nachher die Gesamt-Axiosis besser berechnen zu können, bekommen die drei Ränge gute, mäßige und schwache Refutationsmöglichkeit noch weitere Unterteilungsstufen dazu: sehr gute, gute, mäßige, sehr mäßige, schwache und keine Refutationsmöglichkeit, passend die Ränge Ax-R1 bis Ax-R6, womit wir prinzipiell auch jeweils die potentielle Wirksamkeit der dringlichen Kraft bewerten können. Aber der Grad, in welchem wir die Refutationsmöglichkeit ihrem Rang gemäß oder unangemessen ausnutzen, wird dann den einzurechnenden Ax-R-Wert erheblich beeinflussen.
Nun wird es auch leichter, die Verquickung darzustellen und zu beschreiben: Im Beispiel und Konszientogramm oben könnte man den Gedankenfluss "Kollege zur Rede stellen" in der Axiosis unter Ax-D3 einstufen, da er durchaus sinnhaft ist; Rang Ax-W2 trifft zu, da Sie sich kaum vorher skrutar bewusst gesagt haben: "Jetzt denke ich darüber nach, dass ich morgen den Kollegen...."; eher hat das Ereignis dazu geführt, dass Sie diesen Gedankenfluss imperzept bewusst gewählt haben. Das Ereignis, sowohl der Anlass für die Zurredestellung in der Vergangenheit als auch die geplante Handlung für den kommenden Tag, steht auf Rang Ax-E4, da Sie nicht vor haben, den ganzen Abend nur noch daran zu denken. Einer Refutation bedarf es nicht. Im ersten Drittel des Konszientogramms ergibt die Axiosis für die blaue Farblinie also Ax-D3-W2-E4. Die grüne Farblinie steht für den Gedankenfluss "Geburtstagparty vorbereiten" im Beispiel. Ax-D3 ergibt sich ebenso wie Ax-W2. Da Sie durchaus gründlich planen wollen, setzen wir für das Ereignis mal Ax-E3 an, so dass sich Ax-D3-W2-E3 ergibt. Beides also im mittleren Bereich angesiedelte alltägliche Denkflüsse, so ergibt es die Axiosis. Was zeigt sich aber für eine Axiosis für das letze Drittel und die graue Farblinie? Der Gedankenfluss "Kollege" hat seine Rangstellung eingebüßt und bekommt nun Ax-D5, weil er unerwünscht weil erledigt ist, am Ende wird er störend (Ax-D6). Aus diesem Grunde können wir für das Wiederauftauchen dieses Ereignisses im Gedankenfluss auch ohne weiteres den unfreien Willen verantwortlich machen: Ax-W6. Das Ereignis bleibt zunächst noch auf Rang Ax-E4, Sie wollten nicht allzulange darüber nachdenken. Am Ende des Konszientogramms rutscht es aber auf Rang Ax-E6 ab und wird zum Gegenereignis. Spätestens wenn der unfreie Wille aktiv ist, brauchen wir auch eine Axiosis der Refutation. Nehmen wir an, Sie haben PX6 intensiv verfolgt und erkennen sofort, dass es sich um eine Willensmutation handelt (in der Mitte des Konszientogramms durch den Farbwechsel blau nach grau kenntlich gemacht), so haben Sie der dringlichen Kraft schon eine verbesserte Refutation entgegenzusetzen; wir stufen sie immerhin als mäßig ein und vergeben Rang Ax-R3. Damit ergibt sich für das letzte Drittel des Konszientogramms Ax-D5-W6-E4-R3, zum Schluss sogar Ax-D6-W6-E6-R3. Sie sehen, dass wir hier ganz unten sind, und nur die 3 am Ende der Zahlenreihe Mut macht. Berechnen wir nun die Gesamt-Axiosis, so haben wir im ersten Drittel einen Wert von AX=3, im zweiten Drittel AX=2,67 und im Problembereich nach der Willensmutation AX=4,5 und am Ende gar AX=5,25. Wenn Sie bedenken, dass unsere Ax-Skala durchaus mit den bekannten Schulnoten vergleichbar von 1 bis 6 geht, dann ist das letzte sicher kein guter Wert, ein Mangelhaft. Und nun stellen sie sich vor, wir nutzen die Refutationsmöglichkeit nicht, weil die Gedankenschulung noch keine Früchte getragen hat und wir die Axiosis der Refutation deshalb abwerten müssen! Nehmen wir an, wir setzen der dringlichen Kraft gar keine Refutation entgegen (Ax-R6), dann sind wir im letzten Drittel schon bei AX=5,25 und am Ende mit AX=6 wirklich vollständig im Keller angekommen. Ihnen ist klar, das ein Weitergang des Konszientogramms mit gut trainierter Bemerkkraft, klarer Nutzung der Refutation und gestärktem Widerstand der Ausdehnung gute Chancen hat, wieder bessere Axiosis-Werte aufzuweisen. Zum Schluss wollen wir noch den AX-Wert für das gesamte Konszientogramm ermitteln, nehmen dafür aber die milderen Zahlen, so dass mit AX=3,84 noch ein schwaches Befriedigend als passabler Wert herauskommt, der sich aber nur halten lässt, wenn der Zustand im dritten Abschnitt schnellstens wieder geändert wird.
Ein kleiner Exkurs zum Thema "Mischform" soll uns den Zahlenapparat besser verdauen lassen und für Abwechslung sorgen. Ausgehend von der schematischen Darstellung tasten wir uns langsam vor in die Nähe des tatsächlichen Geschehens in unserem Kopf. Mischformen gibt es für verschiedene Elemente: stellen Sie sich vor, sie haben einen sinnhaften Gedankenfluss in Bearbeitung, der von einer alltäglichen Tätigkeit erzeugt wird oder danebenher läuft, da ertönt im Radio plötzlich eines Ihrer Lieblingslieder. Ihre wachsame Investigation nimmt dies sofort wahr und Sie sagen sich skrutar bewusst: "Hey! Den Song muss ich lauter hören!". Sie gehen zum Radio und drehen etwas lauter. Während des Liedes singen und summen Sie innerlich mit, sind also "voll dabei" und von keinem anderen Gedankenfluss gestört. Das ganze geschieht vornehmlich imperzept bewusst, womöglich blitzt zwischendurch hin und wieder ein skrutar bewusster Gedanke auf: "Das ist wirklich ein Super-Song!", und am Ende des Liedes sagen Sie sich skrutar bewusst (durch die Gedankenschule trainiert): "Das tolle Lied habe ich eben wirklich ungestört von anderen Gedanken angehört."

Wir finden hier also Elemente des besonderen Genusses, wenn Sie völlig von der Musik eingefangen waren, des schlichten Genusses, wenn Sie sich skrutar bewusst sind, dass Sie hier intensiv zuhören oder zugehört haben und auch noch der sinnhaften Beschäftigung, wenn Sie gleichzeitig ohne begleitenden Gedankenfluss (denn der war ja bei der Musik) Ihre Hausarbeit weitergemacht haben. Aus gedankenschulungstheoretischer Sicht liegt hier also eine Mischform vor; wo Sie persönlich dieses Beispiel ansiedeln würden, hängt von Ihrem eigenen Urteil ab. Grundsätzlich wissen Sie aber, dass Sie immer wieder versuchen können, etwas wirklich zu genießen.
Eine andere Mischform ergibt sich durch die Zuordnung zum Willen. Es kann der imperzept wählende Wille einen Gedankenfluss auslösen, der Ihnen skrutar bewusst wird und nun von skrutar bewusst wählenden Willen für gut gehalten und weiterverfolgt wird. Der umgekehrte Fall kommt häufig vor: der sbwW stößt skutar bewusst einen Gedankenfluss an: "Jetzt werde ich mir mal überlegen, wie ich das mache mit dem ....", die Aufrechterhaltung dieses Gedankenflusses obliegt aber sehr schnell dem ibwW, was dem unfreien Willen natürlich sehr recht ist, da er hier seine dringliche Kraft besser ansetzen kann. Den osmotischen Wechsel des Gedankenflusses kann man im Konszientogramm schematisch zwar darstellen, aber die Übergänge sind in Wirklichkeit nich so deutlich und sprunghaft wie die Farblinien es suggerieren. Für die Gedankenschulung reicht es aber aus, um das Vorhandensein dieses Mischform-Charakters zu wissen und sich mit der schematischen Darstellung zu begnügen.
Kehren wir nun zur Axiosis zurück. Das Ziel jeder Gedankenschulung wird mit diesen Zahlen sofort deutlich: eine "gute Note" wäre wünschenswert. Wir sehen rasch, dass ein Sehr gut dem besonderen Genuss vorbehalten ist. Aber für ein Gut sollten wir uns ruhig weiter ins Zeug legen. Der häufig erlebte schlichte Genuss ist mit einer Steigerung der Lebensqualität gleichzusetzen, zumal wir im Mischform-Diagramm oben gesehen haben, dass ein starker schlichter Genuss nahezu so wertvoll für uns ist wie der besondere; letzten Endes muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er einem sehr starken schlichten Genuss auch den Axiosis-Rang Ax-D1 zuerkennen will.
Weiter unten in der Rangordnung sollten wir versuchen wenigstens sinnhafte Gedankenflüsse aufrechtzuerhalten, um am Abend ein Befriedigend notieren zu können. Sinnfreie Gedankenflüsse können zwar noch ein Ausreichend bringen, aber alles darunter kommt einem Mangelhaft oder gar einem Ungenügend gleich. Wenn wir diese Ränge als Eigenschaften des Denkens formulieren, klingt es noch deutlicher: "Wie war mein Denken heute? Mangelhaft? Ich bin, also denke ich! Ich denke mangelhaft, also ....!?!" Alle, die bis hierher die Gedankenschule verfolgt haben, dürften sich vor diesem Szenario nicht mehr fürchten. Es bleibt aber zu vermuten, dass Sie, gerade weil Ihnen dieses Gefühl "Ich denke so viel Quatsch!" nicht unbekannt ist, sich hier in der Gedankenschule aufhalten. Es war Ihr wählender Wille, im www nach einer passenden Gedankenschule zu suchen. Und um den Willen soll es im Folgenden gehen: Die Axiosis des sbwW ist die ranghöchste. Da ist es gut zu wissen, dass wir das skrutare Bewusstsein durchaus fördern können, indem wir trainieren. Übung I macht nichts anderes, denn die Bemerkkraft zielt auf das skrutar bewusst Werden eines disserpen störenden Gedankenflusses. Die Investigation läuft ausschießlich auf der skrutar bewussten Ebene ab, ebenso der schlichte Genuss und die Nutzung der Refutation. Wenn wir jetzt noch versuchen, gewählte Gedankenflüsse vermehrt auch skrutar bewusst zu wählen, dann verbessern wir damit automatisch unsere Axiosis. Und immer wieder kommen wir auf die Ausformulierung in ganzen, innerlich (oder auch stimmhaft) gesprochenen Sätzen zurück! Sich etwas skrutar bewusst machen heißt quasi, es auf einem imaginären Zettel zu notieren: "Über diese Sache will ich jetzt nicht mehr nachdenken, das kann ich entscheiden, wenn es so weit ist!" In der Gedankenschule nennen wir diesen Vorgang die "Gedankenlenke". Nur mit Hilfe des skrutar bewusst wählenden Willens sind wir in der Lage, Gedanken aktiv zu lenken, was allerdings zu den schwierigsten Aufgaben der Gedankenschule gehört und letztendlich die Zusammenfassung aller Bemühungen der Gedankenschulung darstellt. Mittels des imperzept bewusst und des unbewusst wählenden Willens können wir die Gedanken leider nur passiv lenken, hier könnte womöglich ein psychologischer Ansatz etwas bewirken. Wir in der Gedankenschule haben aber keinen Zugriff darauf, genausowenig wie auf den unfreien Willen. Aber wenn wir die Gedankenlenke mehr und mehr als Werkzeug einsetzen können, dann gilt ihr Einfluss selbstverständlich allen Gedankenflüssen, ganz gleich woher sie rühren.
Der etwas unförmige Begriff der Gedankenlenke stammt noch aus der Zeit vor Gründung der Gedankenschule, aber gerade weil er vielleicht sogar zu deren Grundsteinlegung mit beigetragen hat, möchte ich ihn gerne wiederverwenden. Seinerzeit hatte ich auch den Gedanken-Absorber entwickelt. Eine Art Science-Fiction-Staubsauger, mit dem ich hartnäckige Gedanken, die ich gar nicht denken wollte, absaugen konnte, so dass sie auf der anderen Seite des Gerätes kleingehäckselt ausgestoßen wurden. Dazu sagte ich: "Gedanken-Absorber EIN!" und machte (innerlich) ein Summgeräusch wie das eines Staubsaugers. Das hat aber leider kaum geklappt, wie so oft, wenn man statt der Ursachen die Symptome zu bekämpfen versucht. Auch die Gedankenlenke konnte ohne ausführliche Gedankenschulung seinerzeit nicht funktionieren. Das ist nach Durchgang der Gedankenschule anders. Beziehen wir nun die Gedankenlenke auf zwei Bereiche: den allgemeinen, welcher alle Denkflüsse des täglichen Lebens beinhaltet und den Problemfall, der eintritt, wenn ein Gedankenfluss gegen unseren Wunsch die gewählten Gedankenflüsse beeinträchtigt oder sogar unterdrückt. Schauen wir uns dazu das folgende Diagramm an:

Wir entnehmen diesem Bild nun schon recht anschaulich, was wir am Schluss des Lehrgangs können sollten, zumindest in dem Maße, dass wir es anschließend im Selbststudium weiter vertiefen und ausbauen können. Die Gedankenlenke hat als Voraussetzung im allgemeinen Bereich eine wachsame Investigation. Hierzu kennen wir schon einige Übungen und Praxisanwendungen. Im Problemfall ist eine gut geschulte Bemerkkraft vonnöten. Beide, Investigation und Bemerkkraft, finden auf der skrutar bewussten Ebene ihren Platz. Auch der wählende Wille sollte sich dort häufigst aufhalten, um die Denkflüsse unter seine Kontrolle zu bekommen. Dem unfreien Willen mit seiner dringlichen Kraft begegnen wir mit einer immer vortrefflicher werdenden Refutation. Auf die Ereignisse haben wir durch das Denken keinen Einfluss, daher kommen sie in diesem Diagramm nur insofern vor, als wir mit der Refutation dem unfreien Willen ihren wirklichen Wert vorhalten können (Hochstapelei und Vorauseilung wurden noch nicht durchgenommen, dies erfolgt weiter unten).
Die Einordnung der Gedankenflüsse in die Axiosis ist zum Teil naheliegend, zum Teil aber auch sehr subjektiv. In Praxisanwendung PX1 ist, wenn wir uns skrutar bewusst ein genussreiches Duschbad gewünscht haben,
jeder andere Gedankenfluss, der nicht das Duschen zum Inhalt hat, a priori ein störender mit Ax-D6. Somit wird jedes einen anderen Denkfluss generierende Ereignis in der PX1, ganz egal wie wichtig es sein mag, zum Gegenereignis mit Ax-E6. Eine Zuordnung zum Willen ist nicht so eindeutig, da unter der Dusche auch vom unbewusst wählenden Willen einen anderer Gedankenfluss ausgelöst werden kann, weil das Ereignis (Duschbad) nicht allzu stark ist und nur durch die Durchführung der PX1 sein Alleinstellungsmerkmal erhält. Daher hat es die Refutation auch nicht leicht, wenn das (Gegen-)Ereignis im Vergleich durchaus bedenkenswert zu sein scheint.
Im Alltag und außerhalb einer PX der Gedankenschule gilt es nun, die Axiosis der Gedankenflüsse und der ihnen zu Grunde liegenden Ereignisse sowie wenn möglich auch die Willen in ihrem Ranganspruch gegeneinander abzuwägen. Dieses geschieht sowohl nach objektiven wie nach subjektiven Kriterien.

Wenn der Rauchmelder heult, dann gibt es keinen Zweifel, dass jeglicher Genuss unwichtiger ist als dieser Alarm, und sei es zehnmal ein Fehlalarm. Diese Eindeutigkeit ist aber längst nicht immer so augenfällig, am Ende gar nicht mehr gegeben, so dass der wählende Wille hier zum Zünglein an der Waage wird. Deshalb ist es sinnvoll, den wählenden Willen oft auf die skrutar bewusste Ebene zu holen und ganz klare Entscheidungen und Anordnungen zu treffen: "Dies ist mir jetzt wichtiger als jenes. Daher möchte ich dies jetzt in meinen Gedanken haben, jenes aber nicht (mehr)!" Und wenn jenes dann vom unfreien Willen mit dringlicher Kraft ausgestattet wird, gilt es wiederum skrutar bewusst zu entscheiden, ob sich der Aufwand lohnt, sich dagegen jetzt zu wehren. Man muss nicht immer Lust dazu haben, aber als Gedankenschülerin und Gedankenschüler sollte schon eine gewisse Motivation dasein - und sei es zu Übungszwecken - dem gewählten Gedankenfluss zu seinem Recht zu verhelfen.
Wenn diese letzten Überlegungen nun den Anschein erwecken, wir hätten uns den ganzen Tag über nichts anderes mehr Gedanken zu machen, als über unsere Gedanken, so gilt es, diesen Eindruck zu entschärfen: skrutares Bewusstsein ist für ein zufriedenes Leben die Voraussetzung, sowohl für den Genuss als auch für den Umgang mit unerwünschten Gedankenflüssen. Nach wie vor betrachten wir den alltäglichen "Normalfall", also keine Gegenereignisse, die wirklich von gravierender Bedeutung sind (ob hier die Gedankenschule greift, muss im Einzelfall geprüft werden). So wie wir unser Leben mit Tätigkeiten verbringen möchten, die wir für sinnvoll halten, sei es nun Arbeit, Sport, Müßiggang oder was sonst, so sollten wir auch unser Denken möglichst "sinnvoll" halten, und dazu gehört eine gewisse Wachsamkeit den Gedankenflüssen gegenüber. Wie ausgeprägt jede und jeder diese in seinem Leben praktizieren will, hängt ganz von jeder und jedem selbst ab, genauso wie beim Tun und Lassen von Tätigkeiten, sofern man denn Einfluss auf deren Auswahl hat. Je größer die Auswahlmöglichkeit, desto besser: wenn ich Arbeiten machen muss, die mir nicht gefallen, so verschlechtert dies meine Lebensqualität; wenn ich viele Dinge tun kann, die mir sinnvoll erscheinen und mich ausfüllen, verlebe ich meine Tage sinnvoller. Wenn ich meine Gedankenflüsse selber auswählen kann, so dass sie mir sinnvoller erscheinen, dann verbessert sich auch hier mein Lebensfazit. Wenn ich aber ständig etwas denke, was mir eigentlich gar nicht genehm ist, dann vertrödele ich mein Leben mit Quatschgedanken. Die Gedankenschule will hier etwas zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen, ohne aber eine Überempfindlichkeit zu verursachen. Womit ein Mensch sein Leben = sein Tun und Lassen sowie sein Reden und Denken ausgefüllt haben möchte, bleibt ja nun doch jeder und jedem selbst überlassen. Was Sie nun aber unternehmen, damit Ihr Leben auch wirklich soweit wie möglich mit dem, was Sie möchten, ausgefüllt ist, zeigt sich an Ihrer Initiative, wie z.B. dem Besuch der Gedankenschule hier. Nach diesen klärenden Worten begeben wir uns auf eine neue Seite,
die sich öffnet, wenn Sie hier klicken/tippen und haben damit Lektion II abgeschlossen.